Buchhaltungsunterricht in einer digitalen Welt

In diesem Artikel

Die Digitalisierung der Arbeitswelt erfordert neue Unterrichtskonzepte

Die Digitalisierung der modernen Welt im Allgemeinen sowie des Berufslebens im Besonderen schreitet unaufhaltsam voran. Mit beachtlichen Konsequenzen für jegliche Art von schulischer, beruflicher oder universitären Ausbildung, die dieser Entwicklung Rechnung tragen müssen.

Bereits im Jahre 1997 fordert die Kultusministerkonferenz (KMK) in ihrem Bericht allgemeinbildende Schulen auf, die Ausbildungsfähigkeit der Schüler zu garantieren, beispielsweise durch die „Hinführung zu einem sachgerechten Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechniken“.

Die Strategie der KMK fordert den Einsatz digitaler Medien in allen Fächern

20 Jahre später, im Jahre 2017 formuliert die KMK eine explizite Strategie für "Bildung in der digitalen Welt". Dort werden u.a. zwei Ziele formuliert:

1. In die Lehrpläne aller Schularten, beginnend mit der Primarschule, sollen Kompetenzen einbezogen werden, die "für eine aktive selbstbestimmte Teilhabe in einer digitalen Welt erforderlich sind" - und zwar nicht im Rahmen eines eigenen Faches, sondern als "integrativer Teil der Fachcurricula aller Fächer.“

2. Dem Primat des Pädagogischen folgend sollen bei der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen digitale Lernumgebungen systematisch eingesetzt und die Unterrichtsgestaltung angepasst werden, so dass durch die neu zur Verfügung stehenden Möglichkeiten "die Individualisierungsmöglichkeit und die Übernahme von Eigenverantwortung bei den Lernprozessen gestärkt" wird.

Quelle: KMK

Buchhaltungsunterricht ist prädestiniert für den Einsatz einer Software

Buchhaltung ohne Software gibt es in der realen Arbeits- und Berufswelt nicht. Während in vielen Bereich Software nur ein zusätzliches Hilfsmittel zur Beschleunigung von Arbeitsprozessen ist, ist sie im Bereich der Buchhaltung und des Finanzwesens das Arbeitsintrument schlichtweg.

Für den Buchhaltungsunterricht im 21. Jahrhundert bedeutet das: Ohne zumindest in eine Buchhaltungssoftware "hineinzuschnuppern" können die Bildungsziele kaum erreicht werden - erst recht nicht die strategischen Ziele für die Bildung in einer digitalen Welt.

Der Einsatz von Buchhaltungssoftware im Fachunterricht ist bereits in vielen Lehrplänen verankert - in beruflichen wie auch in allgemeinbildenden Schulen

Beispielsweise heißt es hierzu in den aktualisierten Lehrplänen der bayerischen Realschulen für das Fach BWR: „Durch den regelmäßigen Einsatz digitaler Werkzeuge (z. B. Tabel­lenkalkulation, Buchhaltungssoftware etc.) werden die Schülerinnen und Schüler mit ein­schlägigen digitalen Methoden der Unternehmensführung vertraut.“

Der Einsatz eines solchen digitalen Mediums zur Vermittlung und Festigung fachlicher sowie berufs- und handlungsorienter Kompetenzen ist kurz- und mittelfristig dringend angezeigt. Das bedeutet nicht, dass sich die Unterrichtsgestaltung komplett verändern muss. Allerdings kann Buchhaltungssoftware bei bestimmten integrativen Themen, anwendungsbezogenem Arbeiten, Projekten, Übungs- und Selbstlernaufgaben u.v.m. extrem hilfreich und förderlich sein.

Der Einsatz von Buchhaltungssoftware fördert fachliche und fachübergreifende Lernziele

Dabei zeigt sich, dass durch den Einsatz von Buchhaltungssoftware nicht nur der fachbezogene Unterricht einen positiven und praxisbezogenen Impuls erfahren kann, sondern auch fach- und schulformübergreifende Bildungs- und Erziehungsziele gefördert und mit neuem Leben gefüllt werden können. Solche sind insbesondere:

  • Kompetenzorientierung und nachhaltiges Lernen
  • Überfachliche Kompetenzen
  • Berufliche Orientierung
  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie:
  • Soziales Lernen
  • Prozessbezogene Kompetenzen
  • Medienbildung/Digitale Bildung

Fazit: Viele gute Argumente, Software im Buchhaltungsunterricht einzusetzen

Je nachdem wie LehrerInnen im Rahmen der Vorgaben des Lehrplans ihre Unterrichtseinheiten didaktisch konzipieren und konkret ausgestalten, kann der Einsatz von Buchhaltungssoftware folgende Ergebnisse und Zielerreichungen ermöglichen:

  • Durch das Arbeiten mit einem Buchhaltungsprogramm, wird für die Schüler eine Realbegegnung geschaffen, die die Geschäftsvorfälle eines fiktiven Unternehmens praxisnah simuliert
  • Die Ausbildungsfähigkeit der Schüler wird garantiert indem sie zu einem sachgerechten Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechniken hingeführt werden
  • Durch das anwendungsbezogenes Arbeiten werden grundlegende wirtschaftliche Handlungskompetenzen gefördert (zum Beispiel lernen die Schüler*innen durch das Arbeiten mit Belegen das Erfassen und Auswerten wirtschaftlicher Sachverhalte
  • Schüler*innen werden durch das Buchen am PC darauf vorbereitet selbstständig, gewissenhaft und sorgfältig zu arbeiten
  • Softwaregestützter Buchhaltungsunterricht kann eine Methodenvielfalt darstellen, wodurch eine willkommene Abwechslung zum herkömmlichen BWR-Unterricht erreicht und Schüler*innen neu motiviert werden können
  • Das individuelle Lernen wird gefördert, da jede/r Schüler*in eigenständig am PC bucht. Das bedeutet zugleich jeder Schüler bestimmt sein Arbeitstempo und ist selbst aktiv und gefordert
  • Aufgaben mit einem Buchhaltungsprogramm können auch in Partner- und Gruppenarbeiten verrichtet werden und somit den Unterricht auflockern, das partnerschaftliche Verhalten fördern, gegenseitige Schwächen der Schüler ausgleichen oder die Sozialkompetenzen (Sprachkompetenz, Eingliederung, Rücksichtsnahmen,…) fördern
  • Auch lässt sich feststellen, dass handlungsorientierte Methoden bei Schülern einen größeren Behaltenseffekt hervorrufen, da die Lerninhalte (durch Belege, Rollenspiele, Darstellung im Buchhaltungsprogramm) oft visuell abgespeichert werden und Inhalte in dieser Form zugleich länger im Gedächtnis abrufbar bleiben

(in Anlehnung an die Fallstudie von Carola Sedlmeier, mit freundlicher Genehmigung)

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